Validierung einer neuartigen Behandlungsstrategie chronischer Darmentzündungen mittels Nematodencystatin
In Industrieländern leiden Millionen von Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED), welche durch fehlgeleitete Immunreaktionen verursacht werden und nur ungenügend oder mit starken Nebenwirkungen behandelt werden können. In Schwellen- und Entwicklungsländern kommen diese Erkrankungen viel seltener vor, demgegenüber sind dort Millionen von Menschen mit parasitischen Würmern des Darmes infiziert. Um möglichst lange in ihrem Wirt überleben zu können, unterdrücken parasitische Würmer die entzündlichen Immunreaktionen im Darm, die sie ansonsten schädigen würden. Aus diesem Grund werden gezielt eingesetzte Wurminfektionen bereits in Phase-II-Studien in CEDs getestet.
Der Ansatz der Freien Universität Berlin fokussiert auf ein von Würmern in ihre Umgebung abgegebenes immunregulatorisches Protein als Therapeutikum zur Unterdrückung chronisch entzündlicher Erkrankungen. Es konnte gezeigt werden, dass das von Rundwürmern im Wirt freigesetzte Protein Cystatin (AvCys) sehr effizient Entzündungsgeschehen in Lunge und Darm von Nagern unterdrückt. Die Zielzellen und der Wirkungsmechanismus wurden in Vorarbeiten bereits identifiziert. Der Fokus des Vorhabens ist die Validierung des Potentials von AvCys für die Behandlung entzündlicher Reaktionen des Darms im Menschen. Es soll am Großtiermodell untersucht werden, ob AvCys als neuartiges Arzneimittel für die menschliche Erkrankung einsetzbar ist. Dabei soll die orale Applikation von AvCys auf seine entzündungshemmende Wirkung hin untersucht werden.
Nach Vorhabenende soll das neue Therapeutikum zunächst über Drittmittel weiter an der Hochschule validiert werden. Eine Investitionsbereitschaft von Seiten der Industrie wird ab einer Studie der Phase II erwartet.