Entwicklung und Validierung einer klinisch relevanten Lactocepin-Applikation zur Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen, als Folge einer Überreaktion oder Fehlsteuerung des Immunsystems, kommen vor allem in den hoch entwickelten Industrienationen relativ häufig vor (gegenwärtig ca. 3 Mio. Erkrankte in Europa). Die Therapie der teilweise schweren Symptome, wie zum Beispiel starke Bauchschmerzen und blutiger Durchfall, basiert derzeit auf einer Reihe entzündungshemmender Wirkstoffe, die die Überreaktion des Immunsystems an zentralen Schaltstellen unterdrücken.
Nicht alle Patienten sprechen auf diese Therapie an, die zudem häufig mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden ist, wie zum Beispiel erhöhte Infektionsanfälligkeit, Osteoporose oder Leberschäden. Es besteht daher ein hoher Bedarf an der Identifizierung neuer Wirkstoffe und der Entwicklung alternativer Behandlungsstrategien.
Die TU München entdeckte in ihrer Vorlaufforschung das entzündungshemmende Potenzial von Lactopecin, einem Enzym aus Milchsäurebakterien. Aufgrund seiner molekularen Eigenschaften ist davon auszugehen, dass oral verabreichtes Lactocepin, im Gegensatz zu den herkömmlichen, alle Zellen durchdringenden Wirkstoffen, ausschließlich in entzündete Darmabschnitte mit gestörter Darmbarriere eindringen kann und damit eine effizientere Therapie mit deutlich geringeren Nebenwirkungen als bisher ermöglicht. Im Rahmen des vorliegenden Projekts wird die entzündungshemmende Wirksamkeit von probiotischem Lactocepin als innovative, lokal auf den Darm begrenzte Therapiemöglichkeit im Mausmodell validiert und die Methoden zur Gewinnung des Wirkstoffes optimiert. Nach Projektende soll der Wirkstoff und dessen Herstellungsmethode entweder im Verbund mit Unternehmen in klinische Studien überführt oder über Lizenzverkäufe verwertet werden.