Monitormodul zur Quantifizierung der "Narkosetiefe" mittels multimodaler Integration von Parametern der Standardüberwachung und der elektrischen Aktivität des Gehirns
Zehn Millionen operative Eingriffe werden in Deutschland jährlich unter Vollnarkose durchgeführt. Bei ein bis zwei von 1000 Patienten kommt es dabei zu der sogenannten "intraoperativen Wachheit". Das vorzeitige Erwachen aus der Narkose stellt für Betroffene aufgrund der möglichen postoperativen Komplikationen wie z.B. Verhaltensänderungen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu langwierigen traumatischen Belastungsstörungen ein ernstzunehmendes Problem dar.
Die Zuverlässigkeit der für die Narkoseüberwachung eingesetzten Geräte ist für eine sichere Überwachung noch nicht ausreichend. Forschern der Klinik für Anästhesiologie der Technischen Universität München ist es nun gelungen, ein weltweit einzigartiges Verfahren zur Bestimmung der Narkosetiefe zu entwickeln. Zusätzlich zur üblichen elektrischen Messung der Gehirnaktivität (EEG) fließen zahlreiche weitere Patientenparameter wie Herzfrequenz, Blutdruck, Atemgasparameter, Alter, Geschlecht, und Medikation in die Berechnung eines "Narkosetiefenindex" ein. Im Simulationsbetrieb zeigte der neu entwickelte "Anesthesia Multimodal Indicator" (AMI) eine bedeutend höhere Zuverlässigkeit bei der Bestimmung der Narkosetiefe als alle derzeit auf dem Markt befindlichen EEG-Monitore.
In einer klinischen Validierungsstudie soll die Leistungsfähigkeit des AMI unter Realbedingungen im Operationssaal nachgewiesen werden. Nach Abschluss der Studie ist eine Verwertung durch einen Lizenzvertrieb oder eine Industriekooperation geplant, um das Gerät schnellstmöglich weltweit allen Patienten zugutekommen zu lassen.