Validierungspreise 2025: Die acht nominierten Projekte stehen fest

Die BMBF-Initiative „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“ prämiert auch im Jahr 2025 drei Vorhaben mit den besten Verwertungs- und Anwendungsergebnissen aus der Förderung. Nominiert sind insgesamt acht Projekte.

 

Projekt 1: Cult_Euro_1

Test für Interkulturelle Kompetenz: Validierung der Messung und Diagnostik von allgemeiner und westeuropäisch-kulturspezifischer Interkultureller Kompetenz

Partner: Hochschule Osnabrück

Mit dem Cult-Euro-1-Test setzten Prof. Dr. Petia Genkova und ihr Team an der Hochschule Osnabrück neue Maßstäbe: Als erster validierter und normierter Test für Interkulturelle Kompetenz ermöglicht Cult Euro 1 die Messung kulturübergreifender und kulturspezifischer Kompetenzbereiche und schließt damit eine langjährige Forschungslücke. Zertifiziert mit dem Transparenzzertifikat des Deutschen Testkuratoriums nutzt das Verfahren neueste, IRT-basierte Methoden in einem voll-digitalisierten Verfahren, um Nutzerinnen und Nutzern individualisierte, wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu Kompetenzbereichen und -potenzialen zu bieten. Auf diese Weise vereint Cult Euro 1 wissenschaftliche Innovation mit hohem praktischen Mehrwert für Unternehmen, Behörden und die Forschung.

  

Projekt 2: Robust3D

Robuste Datenaufbereitung für den graphischen 3D-Druck 

Partner: Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD)

Im Projekt Robust3D unter der Leitung von Dr. Philipp Urban wurde eine Technologie zur automatisierten 3D-Druckvorbereitung komplexer graphischer 3D-Inhalte weiterentwickelt und erfolgreich bezüglich der Druckbarkeitsgarantie validiert. Die Methode behebt strukturelle Modellfehler wie Löcher, nicht-mannigfaltige Kanten und zu dünne Geometrien automatisch, reduziert manuelle Reparaturen auf Semantikfehler und ermöglicht so die individualisierte 3D-Druck-Massenproduktion fehlerhafter Modelle. Seit erfolgreicher Validierung wird die Technologie integriert im 3D-Druckertreiber Cuttlefish weltweit lizensiert, u.a. an mehrere Big-Tech Unternehmen, an Hollywood, an 3D-Druckerhersteller, an die Spieleindustrie und an Firmen im Gesundheitswesen zur Erstellung ästhetischer Prothetik  wie Augen- oder Zahnprothesen.

 

Projekt 3: BioCORE

Validierung eines reversiblen, hocheffizienten, biogasbetriebenen Festoxidzellensystems

Partner: Technische Universität München, Reverion GmbH als Ausgründung

Das ausgegründete Unternehmen „Reverion“ hat ein fortschrittliches Kraftwerk in Containerbauweise für Biogasanlagen entwickelt: Dank eines elektrischen Wirkungsgrades von bis zu 80 Prozent wird die Stromerzeugung aus Biogas verdoppelt. Zusätzlich ermöglicht die Technologie, grünen Wasserstoff oder Methan zur flexiblen Energiespeicherung zu produzieren. Reverion-Kraftwerke stabilisieren das Stromnetz, überbrücken Dunkelflauten und sind entscheidend für eine Versorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien. Betreiber von Biogasanlagen profitieren von höherer Energieausbeute und neuen Erlösquellen. Durch die Abscheidung von reinem, lagerfähigem CO2 werden negative CO2-Emissionen kosteneffizient realisiert – ein bedeutender Beitrag zum Klimaschutz. Reverion gestaltet damit aktiv die Zukunft der dezentralen Energieversorgung.

  

Projekt 4: RaDesign

Entwurf von Systemen der Raumautomation

Partner: Technische Universität Dresden

Die Projektentwicklung „AUTERAS®“ ist eine Planungs- und Entwurfssoftware zur Gebäudeautomation. Ihre KI erklärt Nutzerinnen und Nutzern alle Gebäudefunktionen per Video, fragt sie nach ihren Wünschen und schlägt Lösungen aus konkreter Software und Hardware sowie ihrer Vernetzung vor. Sie findet die preiswertesten Varianten und berechnet die vom Gebäudeenergiegesetz geforderte Energieeffizienzklasse. Auf die kostenlose Version www.AUTERAS.de greifen monatlich etwa tausend Nutzerinnen und Nutzer zu. Die gemeinsam mit vielen Herstellern entwickelte Bezahlversion wird die Lösung dann auf der Baustelle direkt durch Download in das Netz fertigstellen, was bis zu 90 Prozent Entwurfsaufwand und bis zu 30 Prozent Energie einspart. Erstes Marktsegment wird www.KNX.org mit 500 Herstellern weltweit, weshalb das Projektteam an mehreren internationalen Normen mitgewirkt hat.

 

Projekt 5: PulmoStent

Validierung des Innovationspotentials eines biohybriden Stents für die Anwendung in den Atemwegen

Partner: Universitätsklinikum Aachen

Projektfokus sind neue Therapien zur Behandlung schwerer Lungenerkrankungen: Obstruktive Lungenerkrankungen sind die dritthäufigste Todesursache weltweit und können die Atemwege lokal (angeboren, Tumor, Trauma) oder die gesamte Lunge (COPD) betreffen. Das Team um Prof. Jockenhövel vom BioTex Institut hat daher einen endobronchialen Stent mit respiratorischem Epithel entwickelt. Trotz positiver Validierung gibt es große regulatorische Herausforderungen bei der klinischen Translation. Aus diesem Wissen entstand ein neuartiges Medizinprodukt, das Patientinnen und Patienten das Atmen erleichtert: ein Getränk namens RESPILIQ, das es ermöglicht, CO2 über den Darm abzuatmen. Die Europäische Union unterstützt die klinische Umsetzung dieser disruptiven Therapie und stellte im Jahr der Ausgründung 2024 „O11-biomedical GmbH“ einen EIC-Grant in Höhe von 7,9 Millionen Euro zur Verfügung.

  

Projekt 6: Next-Gen-Chlor

Nanostrukturierte Elektroden der nächsten Generation für eine energieeffiziente Produktion von Chlor

Partner: Technische Universität Berlin

Die Chloralkalielektrolyse ist das gängigste industrielle Verfahren zur Herstellung von Chlor. Die Basis-Chemikalie wird für die Produktion von beispielsweise Kleb- und Kunststoffen eingesetzt. Im Vorhaben „Next-Gen-Chlor“ wurden erfolgreich das Innovationspotenzial bei Skalierung auf technische Bedingungen geprüft, ein praxisnaher Betrieb nachgewiesen und das resultierende wirtschaftliche Potenzial bewertet. Die Ergebnisse mündeten in die Ausgründung der „Nano Cats GmbH“. Ziel des Unternehmens ist der Transfer der Technologie in die wirtschaftliche Anwendung. Im Erfolgsfall lassen sich mit aktuellem Energiemix schätzungsweise 700.000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger emittieren. Das entspricht den derzeitigen CO2-Emissionen von 140.000 deutschen Haushalten.

 

Projekt 7: NEUROPROTEKT

Neuartige Ferroptose-Inhibitoren zur Prävention neurodegenerativer Erkrankungen

Partner: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Das Ziel des Vorhabens bestand in der Validierung von Blut-Hirn-Schranken-gängigen Liproxstatinen zur Hemmung des ferroptotischen Zelltods im Bereich der Neurodegeneration. Ferroptose, eine Form des nicht-apoptotischen Zelltods, wird mit zahlreichen degenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Die im Rahmen des Programms VIP+ durchgeführten Studien zeigten zunächst keine in vivo-Wirksamkeit in Neurodegenerationsmodellen, jedoch gelang es, die ADMET-Eigenschaften dieser Wirkstoffe entscheidend zu optimieren. Diese Verbesserungen ermöglichten es, den Machbarkeitsnachweis der optimierten Wirkstoffe zu erbringen und führten im Jahr 2020 zur Gründung der „ROSCUE Therapeutics GmbH“. Aktuell laufen Verhandlungen mit Unternehmen und Investoren zur weiteren Entwicklung und Partnerschaft.

  

Projekt 8: CannaCell

Validierung einer industrietauglichen Produktion natürlicher Cannabinoide in Bäckerhefe für medizinische Anwendungen

Partner: Technische Universität Dortmund

Im Rahmen des Forschungsprojekts CannaCell, das unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Oliver Kayser an der Technischen Universität Dortmund durchgeführt wurde, wurde ein biotechnischer Prozess entwickelt, der die Produktion von Cannabinoiden in genetisch modifizierten Hefezellen ermöglicht. Das Team kombinierte Methoden aus den Bereichen der Synthetischen Biologie und Bioverfahrenstechnik, wodurch die Stoffwechselleistung der Hefe durch die Integration neuer, speziell entwickelter Enzyme umprogrammiert wurde. Im Rahmen des Programms VIP+ wurden bioverfahrenstechnische Prozesse validiert, die eine kosteneffiziente Biosynthese außerhalb der Pflanze ermöglichten. Mittels einer Anschlussfinanzierung im Rahmen des Programms Zukunftbio.NRW gelang es, das Projekt als Prototyp in die gewerbliche Vorphase zu überführen.  Die Realisierung des Projekts wurde durch eine Anschlussfinanzierung im Rahmen des Programms „Zukunft.Bio.NRW“ ermöglicht, wodurch der Prototyp in die gewerbliche Vorphase überführt werden konnte.