Nominierung für den VIP+ Validierungspreis 2022

Die BMBF Förderinitiative „Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+“ prämiert im Rahmen der VIP+ Innovationstagung am 22. März 2022 drei Vorhaben mit den besten Verwertungs- und Anwendungsergebnissen aus der Förderung.

VIP+ Verwertungspreis 2022

Für den VIP+ Validierungspreis 2022 wurden folgende 10 Projekte nominiert:

Projekt 1: aBACTER
präklinische Entwicklung eines resistenzfreien Antibiotikums für die Therapie tödlicher Infektionskrankheiten

Partner: Technische Universität München

Das Forschungsteam um Prof. Stephan Sieber entdeckte, dass sich ein Medikament, das eigentlich für die Krebstherapie in Verwendung war und antibiotische Eigenschaften aufweist, durch chemische Veränderungen gegen multiresistente Bakterien einsetzen lässt. Das Team kombinierte bei seiner Forschung Methoden aus der Chemie, der Zellbiologie und der Massenspektrometrie. Im Programm VIP+ validierte das Projekt „aBACTER“ diese Ergebnisse für die Entwicklung eines Antibiotikums zur Behandlung der Entzündung der Herzinnenhaut. Um die Ergebnisse von aBACTER langfristig weiterzuführen, gründeten Prof. Sieber und Dr. Robert Macsics die smartbax GmbH.

Projekt 2: AngioAccel
Nicht-Invasive Behandlung der peripheren Verschlusskrankheit (pAVK) durch Antepulsation: ein innovatives Konzept für den biologischen Bypass am Bein

Partner: Medizinische Hochschule Brandenburg

Ziel des Vorhabens AngioAccel war die technische Entwicklung eines Medizinprodukte-Demonstrators und die anschließende Validierung des Therapiekonzepts für Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK). Die im Rahmen VIP+ durchgeführten Arbeiten waren äußerst erfolgreich mit einer signifikanten Steigerung der Gewebeperfusion bei pAVK-Patienten, sowie der deutlichen Verbesserung von Lebensqualität und Mobilität. Im Ergebnis wurde eine Ausgründung in die Antepuls GmbH (www.antepuls.com) im März 2020 durch das Forscherteam um Professor Buschmann und Dr. Hillmeister umgesetzt. Antepuls ist vom BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für eine INVEST-Förderung von Wagniskapitalinvestitionen privater Investoren für junge innovative Unternehmen des BMWi zugelassen worden.

Projekt 3: ArgumenTexT
Entscheidungsunterstützung durch die automatische Extraktion von Argumenten aus großen Textquellen

Partner: Technische Universität Darmstadt

Mit dem Vorhaben ArgumenTexT sollten Argumente aus großen und heterogenen Textquellen automatisch extrahiert werden, um Entscheidungsprozesse zu erleichtern. Auf der Basis einer an der Technischen Universität Darmstadt in der Arbeitsgruppe „Ubiquitäre Wissensverarbeitung“ von Prof. Dr. Iryna Gurevych entwickelten „Joint-Modeling-Methode“ erfolgte in VIP+ die Validierung für die Bereiche „Journalismus“ und „Kaufentscheidungen“. Nach  der erfolgreichen Validierung haben Dr. Johannes Daxenberger, Erik Kaiser und Benjamin Schiller Anfang 2021 die summetix GmbH gegründet. Die summetix GmbH vertreibt eine Software zur Erkennung von Auffälligkeiten in Kundenfeedback – vollautomatisch und Produkt- sowie Branchen-übergreifend. Inzwischen wurden bereits die ersten Pilotphasen mit Industriepartnern abgeschlossen.

Projekt 4: CeraHeat
Entwicklung eines Verfahrens zur effizienten, schnellen, kontaktbehafteten, ortsaufgelösten Erwärmung von Oberflächen

Partner: Fraunhofer Anwendungszentrum für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik (AVV), Technische Universität Dresden

Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik und die TU Dresden haben ein neues Heizsystem zur effizienten, schnellen, kontaktbehafteten, ortsaufgelösten Erwärmung von Oberflächen entwickelt, mit dem sich die Qualität von geformten Kunststoffprodukten erheblich steigern und gleichzeitig der Energieverbrauch verringern lässt. Im Vorhaben CeraHeat wurde durch VIP+ validiert, ob die neue Technologie unter industrienahen Bedingungen einsetzbar ist. Das Forschungsteam um Projektleiter Ronald Claus von Nordheim gründete die watttron GmbH. Mit der Heiztechnologie cera2heat der watttron GmbH können nachweislich bei Verpackungsprozessen mindestens 30% an Material und Energie eingespart werden.

Projekt 5: Hochempfindliche Folien-DMS
Validierung von hochempfindlichen Folien-Dehnungsmessstreifen aus nanoskaligen Nickel-Kohlenstoff-Funktionsschichten

Partner: Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes

Folien-Dehnungsmessstreifen sind Sensoren die in der Industrie zum Einsatz kommen, wo Dehnungen vermessen werden müssen. Im VIP+ Vorhaben „Hochempfindliche Folien-DMS“ wurde eine spezielle Nanoschicht mit besonderen elektrischen Eigenschaften entwickelt. Die Umwandlungseffizienz dieser Schicht ist gegenüber herkömmlichen Strukturen etwa fünfzehnfach höher und erlaubt daher eine sehr viel empfindlichere Messung. Das Projektteam um Prof. Schultes der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes konnte mit Hilfe moderner Plasmabeschichtungsverfahren und Lasermethoden die Schicht verlässlich und im größeren Maßstab auf dünne Kunststofffolien auftragen und somit industrietauglich machen. Die Ergebnisse mündeten in die Ausgründung der CeLaGo Sensors GmbH.

Projekt 6: Organo
Comminglinggarn-basierte nanomodifizierte thermoplastische Faserverbundkunststoffe

Partner: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Hochleistungs-Faserverbundwerkstoffe sind die Basis für leichte und strapazierfähige Bauteile. Durch das VIP+ Projekt Organo konnte am Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen gezeigt werden, dass durch eine modifizierte Spinntechnologie die Wärmeleitfähigkeit der Kunststoffmatrix durch Beimischung von Nanopartikeln erhöht werden kann. Dadurch können die Zeiten zum Aufheizen und Abkühlen der Matrix deutlich verkürzt werden. Unter Nutzung dieses Effektes ist eine innovative Prozesskette für die wirtschaftliche Herstellung von thermoplastischen Verbundbauteilen entstanden. Die Ergebnisse aus VIP+ waren so vielversprechend, dass Dr. Robert Brüll, Dr. Alexander Lüking und Richard Haas aus dem ITA heraus mit Hilfe einer EXIST-Förderung die FibreCoat GmbH erfolgreich gründen konnten.

Projekt 7: MikroTAP
Neuer Ansatz für die effiziente hochauflösende dreidimensionale Mikroskopie

Partner: Universität Münster, Universität Stuttgart

Dem Antragsteller ist es gelungen, einen Demonstrator zur Kontrolle atomarer Prozesse bei der Herstellung kleinster Bauteile soweit zu miniaturisieren, dass ein mobiler Messkopf direkt in bestehende Mikroskope integriert werden kann. Mit der einhergehenden Verkleinerung kann dieses Verfahren für die Entwicklungsarbeit und Qualitätskontrolle in der Halbleiterindustrie, der Solarindustrie, bei der Batterie- und Brennstoffzellenentwicklung sowie der Mikromechanik und Sensortechnik verwendet werden. Aus dem VIP+ Projekt „MikroTAP“ ging das Stuttgarter Transferunternehmen „Inspico - High Resolution Analysis“ hervor, welches im Juni 2018 durch Prof. Guido Schmitz und sein Team gegründet wurde.

Projekt 8: Planck-Waage
Selbstkalibrierende Präzisionswaagen für den industriellen Einsatz

Partner: Technische Universität Ilmenau, Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)

Von Forschungsinstituten über Kalibrierlabore bis zur Medizin und Biotechnologie besteht ein hoher Bedarf an Waagen, die in der Lage sind, bis auf das Mikrogramm aufgelöst und genau wiederholbar einheitliche Messergebnisse zu erzielen. Der TU Ilmenau ist es gemeinsam mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt gelungen, eine solche Präzisionswaage für die industrielle Anwendung zu entwickeln, die die seit 2019 geltende neue internationale Definition der Einheit Kilogramm (SI-Einheit) verwendet. Die hochpräzise Waage funktioniert nach dem Prinzip der elektromagnetischen Kraftkompensation und benötigt erstmals keine klassischen Kalibriergewichte mehr. Erste Schritte Richtung Kommerzialisierung wurden bereits gegangen.

Projekt 9: sFIDA
Etablierung eines ultra-empfindlichen Messverfahrens für die Quantifizierung von Aß-Oligomeren in Nervenwasser und Blut

Partner: Forschungszentrum Jülich GmbH (FZJ)

Im Forschungszentrum Jülich (FZJ) und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) wurde die Methode „surface-based fluorescence intensity distribution analysis“ (sFIDA) entwickelt, um neurotoxische Aβ-Oligomere in Körperflüssigkeiten nachzuweisen. Die Plattformtechnologie zur Quantifizierung und Charakterisierung von einzelnen Proteinaggregaten kann u.a. für die Diagnostik der Alzheimer- und Parkinson-Krankheit eingesetzt werden. Darüber hinaus eignet sich sFIDA für die Entwicklung und Qualitätskontrolle von biopharmazeutischen Produkten. Die Ergebnisse aus VIP+ wurden lizenziert und werden von der attyloid GmbH, einer FZJ- und HHU-Ausgründung von Dr. Bannach, Prof. Riesner und Prof. Willbold, für verschiedene Anwendungsfelder kommerzialisiert.

Projekt 10: VaLaBi
Validierung der Leistungsfähigkeit und Anwendungsbereiche des Demonstrators Bildsprache-LiveLab

Partner: Technische Universität Dresden

Im VIP+ Vorhaben „VaLaBi“ der Technischen Universität Dresden wurde eine Software zur flexiblen und nutzerzentrierten Visualisierung von interaktiven 3D-Welten validiert. Hierdurch konnte die Modellierung von 3D-Benutzerschnittstellen einen deutlichen Usability-Sprung erreichen. Heute werden die Ergebnisse aus dem VIP+ Vorhaben von der „GTV - Gesellschaft für Technische Visualistik mbH“ beim Entwurf interaktiver Datenvisualisierungen und von Augmented- und Virtual-Reality-Applikationen angewendet und vermarktet. Das erfolgreiche Dresdner Softwareunternehmen wurde durch Medieninformatiker der Technischen Universität gegründet.

Die drei Preisträgervorhaben werden im Rahmen der VIP+ Innovationstagung am 22. März 2022 vorgestellt. Hier finden Sie weitere Informationen zu den Projekten.